Herkunft der schwarzen Seife: Ein Mythos aus Afrika
Die Rezeptur für die schwarze Seife ist genauso alt wie die der Olivenölseife nach syrischer Tradition, der Aleppo-Seife. Seit Jahrhunderten produzieren die Menschen in Westafrika ihre Seife für den Hausgebrauch selbst. Je nach Region variiert die Zusammensetzung etwas. Die schwarze Seife, auch Dudu Osun genannt, wird zur Pflege von Haut und Haar, aber auch zum Waschen und Putzen eingesetzt. Außerdem schreiben die Menschen ihr heilende Kräfte zu. Das sind genug Gründe, sich mit der Herkunft der schwarzen Seife mal genauer auseinanderzusetzen.
Die natürlichen Zutaten für die Dudu Osun gibt es reichlich vor Ort und die Zubereitung ist einfach. Eine Mischung aus Palmkernöl, Sheabutter und Asche von Kakaoschoten und getrockneten Palmteilen sind die Hauptbestandteile. Außerdem gehören Zitrus-Extrakt, wilder Honig und Aloe Vera hinein. Das enthaltene Glyzerin entsteht auf natürliche Weise im Herstellungsprozess.
Inhalt
Herkunft der schwarzen Seife – alte Rezeptur, moderne Technik
Das Erstaunliche an der Herkunft der schwarzen Seife ist, dass sich an der traditionellen Rezeptur und der Gewinnung der Zutaten bis heute nichts geändert hat. Nur an der Produktionsweise, denn um den steigenden Bedarf zu decken, wird der Prozess mit moderner Technik unterstützt. Produziert wird die schwarze Seife im westafrikanischen Nigeria, genauer gesagt in Lagos, vom Unternehmen Tropical Naturals Limited. Der Import nach Deutschland erfolgt über die Firma Spa Vivent, ein kleines Unternehmen im niedersächsischen Hollerstedt bei Hamburg. Spa Vivent hat sich auf den Vertrieb natürlicher und nachhaltiger Pflegeprodukte spezialisiert. Die Geschäftsführer Erica Ramsey und Stephan Bartmann stehen in regelmäßigem Austausch mit Abiola Ogunrinde, dem Inhaber der Tropical Naturals Limited in Lagos. Abiola Ogunrinde startete die Produktion der schwarzen Seife in einer Garage – wie es sich für ein echtes Start-up-Unternehmen gehört. Heute beschäftigt er über 300 Mitarbeiter.
Wie ist die schwarze Seife nach Deutschland gekommen?
Die Firmengeschichte von Spa Vivent hängt eng mit der schwarzen Seife zusammen. Die Geschäftsführer übernahmen 70.000 schwarzen Seifen aus einer Insolvenz. „Der Inhalt des Containers war nicht bezahlt und wir hatten keine Ahnung von diesem Produkt. Schwarze Seife war damals in Deutschland nahezu unbekannt“, beschreibt Stephan Bartmann seinen Einstieg in die Naturkosmetik-Branche. „Um mehr über die Seife zu erfahren, haben wir beschlossen, den Produzenten in Lagos zu besuchen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Das war ein sehr beeindruckendes Erlebnis.“ Mit Unterstützung von Dr. Abdeh von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (DIZ) verschafften sich die Geschäftsführer einen Eindruck von den die Bedingungen vor Ort.
Vor Ort genau hingeschaut: Wo wird die schwarze Seife hergestellt?
„Auf den Straßen von Lagos herrscht das reine Chaos und wir konnten uns nicht vorstellen, dort Produktionsstätten nach europäischen Hygiene-Standards anzutreffen. Doch wir haben uns getäuscht“, stellt Erica Ramsay klar. „Auf dem rund 20.000 m² großen Gelände ist alles akkurat geordnet und durchorganisiert.“ Moderne Maschinen, Abfüllanlagen und ein Labor sorgen für einen reibungslosen Ablauf und die Kontrolle der Produktion.
„Das Land schöpft alle Bestandteile der schwarzen Seife aus Naturressourcen, die es selber produzieren kann. Alle Inhaltsstoffe kommen aus der Region aus nachhaltigem Anbau. Es ist ein rein afrikanisches Naturprodukt, das keine importierten Zutaten enthält“, versichert Erica Ramsay. Die Zuliefererkette ist systematisch aufgebaut und die Produkte kommen von nahegelegenen Unternehmen und Bauern. Für den Honig stellt Abiola Ogunrinde Kästen vor der Seifenfabrik auf. Die Aloe-Vera-Blätter kommen frisch aus dem Dschungel. Die Mitarbeiter waschen sie von Hand und verarbeiten sie anschließend für die Seife.
Ist das Palmöl für die schwarze Seife nachhaltig?
Die Geschäftsführer Erica Ramsay und Stephan Bartmann haben auch die Betriebe der meisten Zulieferer kennengelernt. Unter anderem eine Palmkernölfabrik, die sich ebenfalls als sehr organisiertes und modernes Unternehmen präsentierte. „Wir konnten den gesamten Prozess der Ölgewinnung in der Ölmühle Schritt für Schritt verfolgen“, schildert Stephan Bartmann die Besichtigung. „Kleinbauern aus der Umgebung von Lagos liefern die Palmkernnüsse an, die nachhaltig angebaut werden. Die Nüsse werden in der Mühle kaltgepresst, dann an Tropical Naturals geliefert und dort nach modernen Standards verarbeitet.“
Die Ölpalme gehört zu den ergiebigsten Öl-Lieferanten und ist aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften vielseitig einsetzbar. Nur zehn Prozent des weltweit hergestellten Palmkernöls findet in der Kosmetik Verwendung, der Hauptteil wandert in die Lebensmittelindustrie und in das sogenannte „Bio-Benzin“. Die Ölpalme ist drei- bis achtmal effizienter als andere Ölpflanzen wie Raps und Sonnenblumen, denn sie benötigt deutlich weniger Fläche.
Die Herkunft der schwarzen Seife zeigt: Sie ist ein reines Naturprodukt
Ein weiterer Hauptbestandteil der schwarzen Seife ist Sheabutter, auch Karitébutter genannt. Die kaltgepresste Sheabutter wird aus den Fruchtkernen des Sheabaumes gewonnen. Sie gibt der Seife die pflegenden und rückfettenden Eigenschaften, für die sie sehr geschätzt wird. Der Sheabaum hat in Afrika eine große wirtschaftliche Bedeutung. Einmal jährlich produziert der Baum Früchte, aus deren fettreichen Kernen, den Sheanüssen die Butter gewonnen wird. Diese hat sehr gute pflegende Eigenschaften, ist reich an Vitamin E, Provitamin A und ungesättigten Fettsäuren. Sie sorgt für eine geschmeidige Haut und versorgt sie mit Feuchtigkeit. Frisch geerntete Aloe Vera unterstützt diesen Prozess.
Ein wichtiger Bestandteil ist die Asche aus verbrannten Kakaopflanzen und Palmfrüchten. Sie gibt der Seife ihre charakteristische Farbe. Denn eigentlich ist die schwarze Seife nicht schwarz, sondern dunkelbraun. Je höher der Anteil des schwarzen Palmkernöls und der Asche, desto dunkler die Seife. In Afrika gilt die dunkle Farbe als Beweis für die Reinheit des Produktes.
„Unsere Produkte sind zertifiziert, ausgezeichnet mit dem ICADA Global Ethics und ICADA Naturals Siegel“, betont Stephan Bartmann. „Sie sind sehr hautverträglich und biologisch abbaubar. Die Produkte enthalten kein Mikroplastik und Verpackungen sind plastikfrei.“
Eine Seife für viele Bedürfnisse: Dafür eignet sie sich
Die vielseitige Verwendbarkeit hat der schwarzen Seife die Bezeichnung „Alleskönnerin“ eingebracht. Schwarze Naturseife ist nicht nur zum Waschen der Hände, sondern für den ganzen Körper geeignet. Sie reinigt zudem die Haare gründlich und schonend, ohne die Kopfhaut zu belasten. Die Haare werden griffiger und erhalten einen natürlichen Glanz. Die Inhaltstoffe erzeugen einen feinen Schaum, der sich auch hervorragend als Rasierseife eignet. Gesichtsmasken und Peelings zur Entfernung abgestorbener Hautpartikel sind mit dem Seifenstück und seinem Schaum ebenfalls möglich. In Afrika wird die Seife sogar zum Wäschewaschen und zum Putzen genutzt.
Dudu Osun – Der Mythos ihrer Heilkräfte
„Dudu Osun» stammt aus der Yoruba-Sprache, einem westafrikanischen Volk, das hauptsächlich im Südwesten von Nigeria lebt. „Dudu» bedeutet schwarz und «Osun» ist eine Göttin in der Yoruba-Religion. Sie ist die Schutzgöttin der Flüsse und des frischen Wassers, der Fruchtbarkeit, Schönheit und Liebe.
Schwarze Seife ist für die Yoruba weit mehr als ein Pflegeprodukt. Seit Jahrhunderten setzen sie die schwarze Seife zur Körperpflege und zur Linderung von Hautproblemen ein. Sie gleuben fest daran, dass der hohe Anteil an Asche Entzündungen verringert, sogar Akne und Neurodermitis abschwächt. Dudu Osun gilt als wirksames Mittel gegen Falten, Pigmentflecken und viele andere Hautprobleme. Grund für diesen Heil-Mythos ist auch der afrikanische Sheabaum. Er gilt als „heiliger Lebensbaum“, weil er Nahrung, Körperpflege und Medizin liefert.
Der Blick auf die Herkunft der schwarzen Seife zeigt großes Engagement für Menschen
Abiola Ogunrinde legt Wert auf faire Arbeitsbedingungen in seinem Unternehmen. Diese Einstellung wurde auch durch seine frühere Arbeit für den Riesenkonzern Unilever geprägt, wo der Fokus ein anderer war. Seine Mitarbeiter sind sozialversichert und haben feste Arbeitszeiten. Faire Löhne, die über dem ortsüblichen Mindestlohn liegen, ermöglichen den Schulbesuch der Kinder der Mitarbeiter. Außerdem fördert Abiola Ogunrinde ein Nähprojekt, in dem Frauen afrikanische Stoffe zu traditionellen Gewändern fertigen und damit einen Beitrag zur Finanzierung des Haushaltes beitragen.
„Im gesamten Prozess der Seifenproduktion gibt es weder Kinderarbeit oder unakzeptable Arbeitszeiten. Die Personalräume und Arbeitsvorschriften sind nicht anders als in Deutschland“, stellt Stephan Bartmann klar. „Wir sind mit falschen Vorstellungen in das Land gereist und haben unsere Vorurteile schnell aufgegeben. Das Land ist wunderschön und die Menschen haben uns mit sehr viel Herzlichkeit offen aufgenommen.» Inzwischen haben die Erica Ramsey und Stephan Bartmann die Exklusivrechte zum Vertrieb der schwarzen Seife in ganz Europa und möchten diese für eine nachhaltige, soziale Form des globalen Wirtschaftens einsetzen.