Kleidung spenden: Worauf sollte man achten?
Wenn wir Schuhe und Kleidung spenden, die nicht mehr (zu uns) passen, sehen wir das oft als eine gute Möglichkeit, um nachhaltig zu handeln und gleichzeitig Bedürftigen zu helfen. Aber landen unsere Kleiderspenden auch dort, wo sie Menschen wirklich zugutekommen? 60 Kleidungsstücke kaufen wir Deutschen laut Angaben des Bundesumweltministeriums jedes Jahr. Dafür sorgt das Phänomen „Fast Fashion“: sehr günstig produzierte, qualitativ minderwertige Ware für schnelllebige Modetrends. Kein Wunder also, dass unsere Kleiderschränke übervoll sind und wir regelmäßig Teile aussortieren. Allein in Deutschland kommen so pro Jahr rund 1.000.000 Tonnen an Altkleidung zusammen. Pro Kopf entspricht das einer Menge von rund 15 Kilogramm – viel mehr, als hierzulande der Bedarf an Secondhandkleidung ist. Das macht Deutschland weltweit zu einem der größten Exporteure von gebrauchten Textilien.
Inhalt
Wo landen unsere Kleiderspenden?
Aber was genau passiert mit überschüssigen Kleiderspenden aus Deutschland und anderen westlichen Ländern? Ein Großteil landet über Umwege in Afrika oder Südamerika. Auf Kleidermärkten werden diese dort dann in verhältnismäßig geringen Mengen weiterverkauft. Der Rest ist zu alt oder schäbig, um ihn noch zu Geld zu machen, und landet deshalb auf riesigen Müllbergen. Müllkippen des Westens! Zum Beispiel in Accra (Ghana) oder in der Atacama-Wüste (Chile), wo inzwischen gigantische Kleiderberge in den Himmel wachsen. Jeden einzelnen Tag erhöhen sie sich um circa 20 Tonnen.
Auf der anderen Seite ist es so, dass in diesen Ländern sehr viele Familien mit dem Handel mit Alttextilien ihren Lebensunterhalt bestreiten. Zwar belasten die riesigen Kleiderberge die Umwelt und den Lebensraum vieler Menschen dramatisch. Dafür werden jedoch wertvolle Ressourcen wie Wasser und Baumwolle geschont und es wird Strom gespart. Außerdem gelangen keine neuen giftigen Chemikalien in die Umwelt, wie es bei einer Textilproduktion vor Ort der Fall wäre.
Das Problem der „Altkleider“ ist entsprechend sehr komplex und es gibt dafür nicht DIE eine Lösung. Deshalb möchten wir im Folgenden näher beleuchten und Empfehlungen geben, wohin Sie aussortierte Kleidung spenden können. Wir möchten Ihnen aber auch zeigen, welche anderen Möglichkeiten es gibt, hier nachhaltig zu handeln.
Exkurs: Welche Alternativen gibt es zur Kleiderspende?
Vorab ein kleiner Exkurs zu Möglichkeiten jenseits der Spende. Mit Tauschpartys und Co. lässt sich sogar noch richtig viel Spaß in die Angelegenheit bringen.
Gebrauchte Kleidung verkaufen oder tauschen
Ob Fehlkauf oder vergangener Modetrend – oft hat man Sachen im Kleiderschrank, die so gut wie neu sind. Man weiß aber schon, dass man sie nicht mehr tragen wird. An folgenden Stellen kann man mit aussortierten Kleidungsstücken vielleicht jemand anders glücklich machen oder sogar noch ein bisschen Geld verdienen:
- in Secondhand-Läden
- auf Secondhand-Börsen, wie zum Beispiel Kleinanzeigen, Vinted, REBELLE, Mädchenflohmarkt oder momox fashion
- auf Kleidertauschbörsen, wie zum Beispiel Tauschticket, uptraded, großen Tauschpartys von Greenpeace oder Tauschpartys im Freundeskreis
- auf Flohmärkten
Visual Mending und Upcycling
Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die einen an einem Kleidungsstück stören. Diese lassen sich oft schnell beheben. Hat man sich an dem Kleidungsstück einfach «sattgesehen», können kleine Details durch Stickereien Abhilfe schaffen.
Ein neuer Trend ist das sogenannte Visual Mending. Dabei repariert man kleine Löcher oder Risse mit auffälligen, bunten Stickereien. Auf diese Weise werden sie zu richtigen Hinguckern. Neben dieser Art, Kleider aufzuwerten, gibt es noch eine weitere: das sogenannte Upcycling. Hierbei verarbeitet man zum Beispiel Stoffreste zu neuen Produkten oder Kleidungsstücken.
Diese und weitere Ideen zum Upcycling von Kleidung finden Sie in unserem Online-Magazin:
Circular Fashion
Der beste Weg wäre natürlich, textilen Müll von Anfang an zu vermeiden – Stichwort Circular Fashion. Diese Lösung setzt darauf, Textilien an Stellen zurückzugeben, die Teil des zirkulären Systems sind. Im Recyclingvorgang werden unterschiedliche Materialien erkannt und separiert. Ziel ist es, Materialien im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wieder und wieder zu verwenden, ohne dass sie an Wert verlieren.
Kleidung spenden: Welche Kleidungsstücke eignen sich zum Spenden?
Im Allgemeinen eignen sich zum Spenden alle Kleidungsstücke, die in einem guten Zustand sind:
- Kleidung sollte sauber und gewaschen sein, keine Löcher, Flecken oder Risse haben, nicht abgenutzt oder ausgeblichen sein.
- Schuhe sollten nicht „ausgelatscht“ sein und keine Löcher oder Risse haben.
- Accessoires wie Schals, Hüte, Handschuhe und Gürtel sollten keine bis wenig Gebrauchsspuren aufweisen.
- Bettwäsche, Handtücher und so weiter sollten weder Flecken noch Risse haben.
Beachten sollten Sie, dass einige Organisationen bestimmte Kleidungsstücke nicht akzeptieren.
Welche Kleidungsstücke dürfen nicht in den Altkleider-Container?
Es gibt Kleidungsstücke, die nicht in den Altkleider-Container und auch nicht in Kleiderkammer und Co. gehören. Dazu gehören:
- Kleidungsstücke, die stark beschädigt oder verschmutzt sind
- Unterwäsche und Socken
- Badebekleidung
- Matratzenbezüge
Diese Kleidungsstücke und Gegenstände sind nicht nur für den Wohltätigkeitszweck ungeeignet. Sie können sogar regelrecht die Arbeit der Organisationen erschweren, die die Kleidung sortieren und weitergeben.
Wie entsorgt man Textilien, die sich nicht zum Spenden eignen?
Am besten ist es, wenn Sie diese Textilien auf einem Wertstoffhof abgeben. Alles, was kaputt oder zerschlissen ist, darf aber auch in den Restmüll. Diese Textilien lassen sich bei der Müllsortierung aussondern, schreddern und als Dämm- oder Baumaterial weiterverwenden.
Wo kann man Kleider spenden?
Bei einer karitativen Kleiderkammer oder in einer sozialen Einrichtung kann man guten Gewissens Kleidung spenden und die Kleiderspenden direkt abgeben. Dort werden die Textilien dann sortiert und kostenlos oder gegen einen geringen Betrag an Bedürftige weitergegeben.
Kleiderkammern:
Soziale Einrichtungen:
- Arbeiterwohlfahrt
- Johanniter
- Malteser
- Bahnhofsmission
- Kirchen
- Sozialkaufhäuser
- Oxfam
- Flüchtlingshilfen in Ihrem Wohnort
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ein Großteil der Spendenden am liebsten die in den Städten und Gemeinden aufgestellten Altkleider-Container nutzt. Einer der Hauptgründe ist sicher, dass diese nicht an Öffnungszeiten gebunden sind und sie so das Spenden denkbar einfach machen. Deshalb möchten wir diese Art Spendenannahmestelle im Folgenden näher beleuchten.
Kleidung spenden: Was genau passiert mit Kleidung aus Altkleider-Containern?
Nicht mehr benötigte Kleidung in Container zu geben, schenkt einem erst einmal ein gutes Gefühl. Man vermeidet Müll und tut gleichzeitig etwas Gutes. Aber stimmt das auch wirklich?
Grundsätzlich sind Kleiderspenden in Containern immer besser, als gut erhaltene Kleider im Müll zu entsorgen. Dennoch empfiehlt es sich, genau hinzuschauen, wer die Container aufgestellt hat. Es gibt zum Beispiel Container von zertifizierten Sammlern, wie von den Maltesern, dem Deutschen Roten Kreuz, von FairWertung, der Arbeiterwohlfahrt oder der Caritas. Diese Organisationen verkaufen die Kleiderspenden dann an kooperierende gewerbliche Textilsortierbetriebe. Der Grund ist, dass für die gesammelte Kleidung nicht nur der Transport anfällt. Das Aussortieren erfolgt zudem von Hand – und das ist teuer. Der Verkauf dient nicht nur dazu, Kosten zu decken. Die Hilfsorganisationen generieren so auch Geld für konkrete Hilfsprojekte im In- und Ausland. Altkleider in Containern von Hilfsorganisationen einzuwerfen, ist also durchaus sinnvoll.
Leider gibt es aber auch eine große Anzahl gewerblicher Kleidersammler. Diese stellen ihre Container ohne Genehmigung auf – meist auf Privatgeländen wie Parkplätzen. Diese gewerblichen Anbieter haben sich nicht wie die oben genannten Organisationen verpflichtet, ihren Erlös für karitative Zwecke zur Verfügung zu stellen. Kleidungsstücke, die in solchen Containern landen, werden ausnahmslos profitorientiert weiterverkauft. Gut erhaltene Ware (oft nicht mehr als zwei bis drei Prozent) wird auf dem Secondhand-Markt in Europa gehandelt.
Circa 16 Prozent der gespendeten Textilien eignen sich nicht für den Weiterverkauf. Im besten Fall landen sie im Recycling. Das bedeutet, sie werden geschreddert und zu Vliesstoffen weiterverarbeitet. Ansonsten kommen sie als Isolationsmaterial, zum Beispiel für Winterjacken, zum Einsatz oder sie bekommen ein zweites Leben als Putzlappen. Die restlichen rund 80 Prozent verschifft man ins Ausland. Dort landen sie dann im Verkauf auf dem weltweiten Markt für Secondhandkleidung oder sie gelangen auf textile Müllhalden.
Wie sinnvoll ist es, Kleidung international zu spenden?
Das hängt ganz davon ab, wohin man die Altkleider spendet. Karitative Organisationen, wie zum Beispiel die Flüchtlingshilfe oder die Kleiderstiftung kümmern sich nicht nur um die Sammlung, Sortierung und Verpackung. Sie transportieren die gespendete Kleidung auch direkt in Kriegs- und Krisengebiete sowie Regionen, die wirtschaftlich benachteiligt sind. Dort arbeiten sie eng mit seriösen und verlässlichen Kooperationspartnern zusammen. Diese kennen die jeweiligen rechtlichen und kulturellen Bedingungen für die Verteilung und schaffen vor Ort außerdem Arbeitsplätze.
Klar ist aber auch: Der Altkleidermarkt ist längst ein Millionengeschäft geworden, bei dem leider viele unseriöse Unternehmen mitmischen. Gewerbliche Sammler, die nicht mit Hilfsorganisationen zusammenarbeiten, sind rein auf Gewinn ausgerichtet. Sie nehmen keine Rücksicht auf die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in den Handelsländern. Umso mehr sollte man sich informieren, wohin man spendet beziehungsweise auf Zertifikate achten, bevor man Kleidung spendet.
Kleidung spenden: Welche Kleider-Container sind „die Guten“?
Seriöse Anbieter bringen immer ihre Kontaktdaten mit Telefonnummer auf den Containern an. Auf diese Weise kann man im Zweifel anrufen und sich informieren, was mit den eingeworfenen Textilien geschieht. Wer sichergehen möchte, mit seinen gespendeten Kleidungsstücken karitative Zwecke zu unterstützen, kann sich auch an folgenden Siegeln orientieren. Die Verbraucherzentrale empfiehlt diese Siegel ausdrücklich. Sie sind deutlich sichtbar – zusätzlich zum Logo der jeweiligen Organisation – an den Containern angebracht.
Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)
Das DZI-Siegel ist ein Gütesiegel für geprüfte Organisationen (zum Beispiel Unicef, Stiftung für Menschen in Not, Aktion Deutschland hilft und viele mehr) und steht für Seriosität und Transparenz sowie für die satzungsgemäße Verwendung von Spendengeldern und Sachspenden.
Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE)
Dieses Qualitätssiegel für Textilrecycling garantiert Transparenz bei der Sammlung, nachvollziehbare Verwertungswege und den Schutz der Umwelt.
FairWertung
Die FairWertung ist ein gemeinnütziger Verband, dessen Vertragspartner sich verpflichtet haben, bei der Vermarktung sozial- und umweltverträgliche Standards einzuhalten.
Fazit: Was kann man tun, um dem „Klamotten-Wahnsinn“ zu entkommen?
Die Modebranche ist dank des Phänomens „Fast Fashion“ mittlerweile einer der größten Umwelt- und Klimasünder der Welt. Jeden Tag kommen gigantische Mengen von Wasser, Erdöl und Energie für die Kleiderproduktion zum Einsatz. Immer mehr, immer schneller und immer billiger: Das hat auch immer schneller immer mehr Folgen für die Umwelt und für uns Menschen. Wir sollten stets im Hinterkopf haben, dass unsere ganz persönlichen Kaufentscheidungen den Klimawandel beeinflussen.
Es sind wir – jede und jeder Einzelne von uns, – die es in der Hand haben, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Und das ist gar nicht so schwer, wenn wir in Zukunft folgende Punkte beachten:
- vor dem Kauf kurz innehalten und überlegen, ob man dieses Kleidungsstück wirklich braucht oder haben muss
- beim Einkauf auf hohe Qualität achten, damit das Kleidungsstück lange hält
- gut erhaltener Kleidung über den Freundes- und Bekanntenkreis, Secondhand-Läden oder Flohmärkte ein zweites Leben schenken
- Tauschbörsen nutzen und so nachhaltig shoppen gehen. Das kostet nichts und es muss keine Neuware hergestellt werden.
- Kleinere Schäden wie Löcher oder Risse selbst reparieren (Stichwort Visual Mending oder Upcycling) oder professionell reparieren lassen
- Kleidungsstücke, die nicht mehr zu retten sind, nicht im Müll entsorgen, sondern in zertifizierte Altkleider-Container werfen oder an karitativen Sammelstellen abgeben. Nur so lassen sich die Fasern recyceln und weiter nutzen.