Pflanzenporträt: Gänseblümchen – robuste Schönheit als Frühlingsbote

Die kleine Wildpflanze begleitet uns fast das ganze Jahr mit ihrer hübschen Blüte. Überall dort, wo wir die Konkurrenz fernhalten, hat das Gänseblümchen beste Voraussetzungen. Es gedeiht prächtig auf Rasenflächen im Garten, auf gemähten Wiesen, auf Weiden oder in Parkanlagen. Die meisten Menschen erfreuen sich am Anblick der zarten Blüte. Das zeigt sich auch in der Namensgebung. Der lateinische Name der Pflanze lautet Bellis perennis. „Bellis“ leitet sich ab vom Lateinischen „bellus“, was „schön“ bedeutet. Die Zuchtform des Gänseblümchens ist auch unter dem Namen Maßliebchen oder Tausendschön bekannt. Auch hier spiegelt sich also der Aspekt der Schönheit wider.

Botanische Infos zum Gänseblümchen

Botanisch zählen Wildform sowie Zuchtformen wie das Tausendschön zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Das mehrjährige Gänseblümchen streckt seine Blüten schon im Februar und März aus dem Gras. Und selbst im Winter können wir das Glück haben, die kleine Blume zu entdecken. Der deutsche Name weist auf den Ort hin, wo das Gänseblümchen von unseren Vorfahren häufig gesichtet wurde. Man fand es häufig auf der Gänseweide oder dem Gänseanger. Heutzutage besiedeln die Pflanzen Plätze, auf denen der Rasenmäher die Konkurrenz kurz hält. Früher waren es Tiere, die den Grasbewuchs zugunsten des Gänseblümchens niedrig hielten.

Das Gänseblümchen übersteht das regelmäßige Mähen gut, weil sich seine grundständige Blattrosette dicht an den Boden schmiegt. Die Blätter sind spatelförmig, zart behaart und am Rand ein wenig gekerbt. Im körbchenförmigen Blütenköpfchen sitzen in der Mitte dicht an dicht die gelben Röhrenblüten. Die äußeren Zungenblüten sind weiß, manchmal an den Spitzen und unterseits zartrötlich angehaucht. Vor allem im Frühling besitzen die jungen Blüten diese Färbung, denn die rotfarbenen Anthocyane schützen die Knospen vor hohen Temperaturschwankungen: Diese sind im Frühjahr zwischen Tag und Nacht oftmals groß. Die Zungenblüten sind weiblich, während die Röhrenblüten zweigeschlechtlich sind. Die Bestäubung der Blüten übernehmen Bienen und Hummeln.

Die geschlossene Blüte des Gänseblümchens ist rosa gefärbt.
Mit dem roten Farbstoff schützt sich die Blüte im Frühling vor Temperaturschwankungen. Unsere Vorfahren hielten es für Marienblut.

Pflege von Gänseblümchen im Garten

Gänseblümchen benötigen kaum Pflege. Sollte es längere Trockenperioden geben, freuen sich die Pflanzen über etwas Wasser. In der Regel benötigen sie keinen Dünger. Auch das Überwintern ist für die Wildform des Gänseblümchens kein Problem. Alle Informationen zu Standort und Pflege von Gänseblümchen finden Sie im Pflanzenlexikon im Waschbär-Shop auf einen Blick.

Schönheit zum Essen

Das Gänseblümchen ist nicht nur schön, es eignet sich auch hervorragend für die Wildkräuterküche. Da sich die Pflanzen in fast jedem Garten finden, ist die Verwendung in der Küche ein Leichtes. Die im Frühjahr geernteten jungen Blätter nimmt man roh für Salat, Smoothies und Kräuterquark. Sie besitzen einen feldsalatähnlichen, nussigen Geschmack. Möchte man die Blätter der Pflanzen in Form von Salat zu sich nehmen, mischt man sie am besten mit anderen Blattsalaten. In großen Mengen verspeist können die enthaltenen Saponine einen kratzigen Nachgeschmack im Hals hinterlassen. Man kann die Blätter auch gedünstet als Bestandteil von Suppen und spinatähnlichem Gemüse nutzen, dann schmecken sie besonders mild.

Gänseblümchen sind dem Salat untergemischt.
Die Blüten sind zum Beispiel eine schöne essbare Dekoration auf Salat.

Die kleinen Korbblüten sind eine wunderbare essbare Dekoration, zum Beispiel über Salate gestreut oder aufs Butterbrot gelegt. Die geschlossenen Blütenknospen dienen in Essig eingelegt als Kapernersatz. Zu guter Letzt ist das mineralstoffreiche Gänseblümchen gesund: Es enthält beispielsweise dreimal mehr Kalium, siebenmal mehr Kalzium und viermal mehr Eisen als Chicorée.

Heilen mit Magie und göttlicher Hilfe

Das Gänseblümchen gehört zu den allerersten Blütenpflanzen, die den Frühling begrüßen. Das fiel schon unseren Vorfahren auf und sie weihten diese Blume der Frühlingsgöttin. Man glaubte, dass die Blume den Winter besiegen und die Vegetation erwecken würde. Die Verbindung mit der Leben spendenden Göttin machte das Gänseblümchen heilkräftig. Man dachte, wer im Frühjahr die ersten drei gefundenen Gänseblümchen esse, schütze sich dadurch das ganze Jahr vor Fieber, Triefaugen und Zahnschmerzen. Besonders wirksam sollten sie sein, wenn man sie nicht mit den Händen berührte. Stattdessen sollte man sie direkt mit dem Mund abbeißen.

Mit der Christianisierung ging das Blümchen der Frühlingsgöttin auf die Jungfrau Maria über und die Heilmagie wurde in ein christliches Gewand gekleidet. Wie hilfreich musste eine Pflanze sein, die der Legende nach von der Gottesmutter gestiftet wurde: Als sie mit dem kleinen Jesus nach Ägypten floh, um Herodes zu entgehen, vergoss sie viele Tränen, aus denen das „Marienblümchen“ erwuchs.

Einer anderen Marienlegende zufolge wollte Maria Jesus zum dritten Geburtstag einen Blumenkranz schenken. Da im Winter keine Blumen wuchsen, nähte sie ihm welche aus dem goldenen Mantel Davids und aus weißer Seide. Dabei stach sie sich versehentlich in den Finger, sodass sich der Rand der seidenen Strahlenblüten rot färbte. Jesus gefiel die Blume so gut, dass er dem Blumenkranz Leben einhauchte und ihn in die Wiesen pflanzte. Dort blühte die Blume dann selbst zur kalten Winterszeit. Im christlichen Mittelalter musste eine Pflanze, die Marienblut enthielt und von Jesus das Leben eingehaucht bekam, unglaublich heilkräftig sein. Die Kraft des Glaubens ist nicht zu unterschätzen, denn sie unterstützt die Selbstheilungskräfte massiv.

Gänseblümchen liegen vor einer Maria-Statue, die in einem Baum aufgestellt ist.
Im Mittelalter war das Gänseblümchen eine Marienpflanze – der Kranz aus Gänseblümchen erinnert daran.

Verwendung seit Jahrhunderten

Das Gänseblümchen war im Mittelalter vor allem ein Wundkraut. Man setzte es auch bei Hautausschlägen und Geschwüren ein. Der Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs beschreibt 1543 die Anwendungsweise: „Die Blätter grün zerstoßen und auf die hitzigen Wunden gelegt heilet dieselbigen.“

Die Volksheilkunde der Neuzeit fügte der mittelalterlichen Nutzung in den folgenden Jahrhunderten noch weitere Indikationen hinzu: Atemwegserkrankungen wie Husten und Bronchitis, Blasen- und Nierenleiden, Blutreinigung, Leberbeschwerden, entzündete Augen sowie äußerlich bei Prellungen, Verstauchungen und Quetschungen. Der Kräuterpfarrer Künzle (1857–1945) empfahl eine Anwendung, die noch heute aktuell ist: den frischen Pflanzensaft aus zerquetschten Blättern auf Brennnesselquaddeln und Insektenstiche zu tupfen. Das lindert den Schmerz und den Juckreiz.

Den Heilstoffen auf der Spur

In die modernen Arzneibücher hat es die alte Heilpflanze nicht geschafft, obwohl die zahlreichen bioaktiven Inhaltsstoffe eine Wirksamkeit nahelegen. Hervorzuheben sind die Triterpensaponine, die festsitzenden Schleim in den Atemwegen verflüssigen und lösen können. Diese Seifenstoffe sind in den Blättern und Blüten, aber auch in großer Zahl in den Wurzeln des Gänseblümchens zu finden. Ebenfalls im Bereich der Atemwege wirken die enthaltenen Schleimstoffe, die sich schützend und reizlindernd auf entzündete Schleimhäute legen. Durch sie bestätigt sich die mittelalterliche Anwendung bei hartem Stuhl, denn sie weichen ihn auf und steigern das Darmvolumen.

In neueren Studien wurde entdeckt, dass das Gänseblümchen eine antioxidative Wirkung besitzt, das heißt, es macht aggressive zellschädigende Sauerstoffradikale unschädlich. Es ist also ein Radikalfänger. Außerdem wurde entdeckt, dass die Inhaltsstoffe der Gänseblümchen das Enzym Acetylcholinesterase hemmen und dadurch die Wirkungsdauer des Gehirnbotenstoffes Acetylcholin verlängern. Diese neuroprotektive Wirkung spielt eine Rolle bei der Behandlung von Krankheiten mit verminderter cholinerger Aktivität, etwa der der Alzheimer-Demenz.

Rezepte mit Gänseblümchen

Gänseblümchen-Tee: Gut für die Haut und bei Husten

Ernten Sie für den Tee vor allem die aufgeblühten Blütenkörbchen. Hier sammeln sich viele Wirkstoffe. Am heilkräftigsten sind die Kräuter von Mai bis Juli, an warmen, trockenen Tagen. Für die Bevorratung trocknen Sie die Blüten und Blätter unzerkleinert an einem warmen, schattigen Ort.

Getrocknete Gänseblümchen werden mit einem Löffel in eine Tasse gegeben.
Aus den Blüten bereitet man einen gesunden Tee.

Gänseblümchentee schmeckt angenehm weich und sanft. Nehmen Sie von diesem Tee etwa vier Gramm auf einen Liter heißes Wasser beziehungsweise zwei Teelöffel auf einen Viertelliter Wasser. Lassen Sie den Tee fünf bis acht Minuten ziehen. Der stoffwechselanregende Tee ist ideal für „blutreinigende“ Frühjahrskuren, am besten kombiniert mit Brennnesselblättern. Für einen schleimlösenden und reizlindernden Hustentee mischen Sie die Gänseblümchen zu gleichen Teilen mit Spitzwegerich und Holunderblüten. Für einen Tee, der innerlich wie äußerlich bei Hauterkrankungen eingesetzt werden kann, mischen Sie je ein Drittel Stiefmütterchenkraut, Gänseblümchen und Kamillenblüten.

Rezept für Gänseblümchen-Suppe

Zutaten

  • 80 g Gänseblümchenblätter
  • 50 g Brennnesselblätter
  • 4 EL Butter oder Öl
  • 2 EL Dinkelvollkornmehl
  • 800 ml Gemüsebrühe
  • 4 EL Crème fraîche oder Sojasahne
  • Pfeffer, Schwarzkümmel
  • 1 Scheibe Brot
  • 1 Handvoll Gänseblümchenblüten

Zubereitung

  1. Gänseblümchen- und Brennnesselblätter grob schneiden und in zwei Esslöffeln Fett andünsten.
  2. Mit Mehl bestäuben, sodass eine Mehlschwitze entsteht. Mit Brühe aufgießen und einige Minuten köcheln lassen.
  3. Zum Schluss Crème fraîche einrühren und mit gemahlenen Gewürzen abschmecken.
  4. Gewürfeltes Brot im restlichen Fett anrösten.
  5. Suppe in Teller füllen und mit Brotwürfeln und Blüten garnieren.

 

Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Der Autor ist jedoch kein Arzt oder Apotheker. Die im Beitrag gegebenen Informationen sind nicht als Gesundheitsberatung zu verstehen. Besprechen Sie eine Anwendung der Tipps mit gesundheitlichem Bezug daher bitte mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.

 

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