Startschuss für die Aussaat: Infos und Tipps für die Pflanzenanzucht

Auch wenn es draußen noch kalt sein mag, spätestens ab März beginnt für die meisten Gärtner und Gärtnerinnen die Gartensaison mit der Aussaat. Viele wärmeliebende Pflanzen oder solche mit einer langen Entwicklungszeit werden schon früh im Jahr im Warmen vorgezogen. Dazu gehören:

Für die Vorkultur benötigen Sie einen möglichst hellen, warmen Platz, also beispielsweise im Gewächshaus, im Wintergarten oder im Zimmer auf der Fensterbank. Die in Saatschalen oder Töpfen vorgezogenen Pflänzchen entwickeln sich schneller als ihre draußen im Freien ausgesäten Kollegen. Außerdem sind sie im kritischen Keimlingsstadium „unter Dach“ bestens gegen Regengüsse, Trockenheit, Vögel und Feinschmecker-Schnecken geschützt.

Der erste Schritt für die Aussaat: die richtige Aussaaterde

Für die Aussaat Ihres Saatguts benutzen Sie am besten Anzucht- und Pflanzgefäße, die Sie mit spezieller Erde befüllen. Der Handel bietet hierfür sogenannte Aussaaterden an, die sehr feinkrümelig sind. Diese werden extra keimfrei gemacht, um die Sämlinge vor Krankheiten zu schützen. Die Aussaaterden sind verhältnismäßig teuer und „keimfrei“ ist nicht unbedingt die optimale Lösung. Deshalb ein Tipp, der auf jahrzehntelanger Gärtnererfahrung basiert: Verzichten Sie auf keimfreie Erden und mischen Sie sich eine eigene Aussaaterde aus feingesiebtem Kompost und Sand. Der Sand ist wichtig, weil Aussaaterden nährstoffarm sein müssen, nur dann ist eine gute Wurzelentwicklung gewährleistet. Der Kompost ist deshalb wichtig, weil es sich um lebendige Erde handelt, in der sich unzählige Mikroorganismen tummeln. Die Anleitung für selbst gemachte Anzuchterde mit weiteren Tipps finden Sie im Waschbär-Magazin.

Dieses Bodenleben ist eine Art Gesundheitspolizei, die dafür sorgt, dass die ausgesäten Pflanzen gesünder und robuster keimen und aufwachsen. Es macht keinen Sinn Pflanzen in keimfreier Erde heranzuziehen, denn wie sollen sie ohne Abwehrtraining ein gutes Immunsystem entwickeln? Deshalb sind Pflanzen, die in lebendiger Erde ausgesät werden, viel weniger anfällig für Pilzerkrankungen. Das bringt vor allem bei Pflanzen Vorteile, die schon von Natur aus etwas anfälliger sind, wie Schlangengurken oder Basilikum.

Wie hätten sieʼs gern: im Hellen oder im Dunkeln? – Licht- und Dunkelkeimer

Nun füllen Sie die Erde in die Aussaatgefäße, drücken sie mit der Hand oder einem Holz schön glatt und nässen das Ganze gründlich mit einer feinen Brause (damit die Samen nicht verschwemmt werden). Verteilen Sie die Samen gleichmäßig auf der feuchten Erde, sodass sie nicht zu dicht nebeneinanderliegen. Je nachdem, ob es sich bei den gesäten Pflanzen um Licht- oder Dunkelkeimer handelt, drücken Sie diese entweder nur leicht an oder bedecken sie mit einer dünnen Schicht feinkrümeliger Erde.

Lichtkeimer benötigen außer Wärme und Feuchtigkeit einen Lichtimpuls, um gut zu keimen, und Dunkelkeimer reagieren nur bei ausreichender Dunkelheit. Meist steht es auf der Samentüte, ob Sie die Samen mit Erde bedecken sollen oder nicht. Die meisten Gemüse sind Dunkelkeimer, während es bei Kräutern und Blumen sehr viele Lichtkeimer gibt. Ein Tipp: Je größer der Samen, desto eher handelt es sich um einen Dunkelkeimer. Bohnen, Tomaten und Kapuzinerkresse gehören also unter die Erde, während Basilikum, Bohnenkraut und Tagetes nur mithilfe des Lichtes keimen. Die Samen von Dunkelkeimern sollten dreimal so tief unter die Erde kommen, wie sie selbst dick sind.

Dicht gedrängt strecken die Pflänzchen ihre Blätter dem Licht entgegen.
Wichtig bei der Aussaat ist es, genügend Platz für die einzelnen Pflänzchen einzurechnen. Diese hier stehen sehr dicht.

Ein weiterer Schritt bei der Aussaat: Survivaltraining für Jungpflanzen

Ab jetzt gilt: Für ausreichend Wärme und Feuchtigkeit sorgen. Um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten, können Sie die Saatgefäße mit einer Glasscheibe oder mit einer durchsichtigen Folie abdecken. Das fördert die Keimung. Nach 2-3 Wochen gehen die meisten Sämlinge auf und Sie sollten nun die Abdeckung entfernen. Sobald sich die ersten Blättchen entwickelt haben, beginnen Sie mit dem „Survivaltraining“, um die Pflanzen auf die „gefährliche Gartenwelt“ vorzubereiten. Denn dort lauern Krankheiten und Schädlinge, die sich gerne auf junge „unerfahrene“ Pflänzchen stürzen.

In Kisten platziert können die Pflänzchen abends wieder ins Gewächshaus getragen werden. Sie sollen sich schließlich langsam ans Freie gewöhnen.

Zunächst lernen ihre Schützlinge was Bewegung und Wind bedeuten, indem Sie sie täglich mehrmals kräftig mit der Handfläche „streicheln“. Das „Streichle mich fit- Programm“ sorgt nicht nur für einen stabilen Stängel und Wuchs, sondern auch für mehr Abwehrkräfte. Gestreichelte und bewegte Pflanzen aktivieren durch diese Reize ihr Abwehrsystem und bilden mehr Abwehrstoffe gegen Schädlinge und Krankheiten aus. Ein Effekt, den das Institut für Pflanzenbiologie der TU Braunschweig wissenschaftlich inzwischen betätigt hat.

Bevor Sie die Pflänzchen ins Freie entlassen, müssen diese nun noch lernen, wie man sich vor der Sonne schützt. Denn im Haus oder unter Glas haben sie keine Möglichkeit, dies zu trainieren. Stellen Sie Ihre Pflanzen deshalb tagsüber im Freien einige Stunden an schattige Plätze. Das hilft ihnen, sich langsam an die UV-Strahlung zu gewöhnen und entsprechende Schutzstoffe (Flavonoide) zu produzieren. Nach einigen Tagen Frischluft schnuppern, sind die Pflänzchen genug abgehärtet und bereit für ein Leben im Freien.

 

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