Do it yourself: Waschmittel aus Kastanien herstellen

Die Natur steckt voller Schätze und es ist immer wieder spannend, längst vergessenes Wissen neu zu entdecken. Das gilt nicht nur für essbares „Unkraut“ wie Giersch & Co., sondern auch für andere Pflänzchen, Nüsse und Wurzeln, die uns als Haushaltshelfer dienen können – auf ökologische und nachhaltige Weise! Hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass sich aus Kastanien wunderbar Waschmittel herstellen lässt? Ich auch nicht. Doch die kleinen braunen Kugeln eignen sich nicht nur als herbstliche Deko oder zum Basteln, denn sie enthalten Saponine (lat. „sapo“ = Seife). Dabei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die sich in Wasser lösen und beim Schütteln Schaum bilden. Außerdem wirken sie fettlöslich. Man erhält also mit in Wasser eingeweichten Kastanien eine prima Seifenlauge. Und die ist bewährt: Mit dem Kastanien-Waschmittel wird die Wäsche tatsächlich blitzsauber.

Heimische Rosskastanie statt importierte Waschnuss

Im Gegensatz zu Waschmittel aus Rosskastanien sind bisher eher die traditionell in Indien verwendeten Waschnüsse bekannt (beide gehören übrigens zur Gattung der „Seifenbaumgewächse“). Mit der Verwendung von den Nüssen wird die Wäsche sauber ganz ohne chemische Zusätze. Wer Kastanien als Waschmittel-Basis nutzt, kann jedoch ohne Abstiche bei der Sauberkeit auf die importierten Nüsse verzichten. Die kostenlose Alternative direkt vor unserer Haustüre erfordert nur ein bißchen Zeit – zum Sammeln und Waschmittel-Herstellen.

So stellen Sie Ihr eigenes Kastanien-Waschmittel her

Für eine Ladung Wäsche reichen fünf Kastanien. Mein Tipp: Machen Sie im Herbst einen tollen Spaziergang unter Kastanienbäumchen und legen Sie sich dabei ganz nebenbei gratis einen Jahresvorrat Waschmittel zu. Es lohnt sich!

 

5 Kastanien für eine Ladung Wäsche, zerkleinert mit einem Nussknacker
Der Nussknacker leistet gute Dienste: Die Kastanien lassen sich einfach öffnen und die Schale löst sich.

1. Kastanien zerkleinern

Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Kastanien in ein Säckchen oder Geschirrtuch packen und mit einem Hammer zerschlagen.
  • Einen sehr guten, scharfen und robusten Standmixer bemühen
  • Meine bevorzugte Methode: Kastanien mit dem Nussknacker öffnen und ggf. mit einem Messer klein hacken

Bei reiner Weißwäsche empfiehlt es sich, die dunkle Schale vorher zu entfernen. Deshalb mag ich auch die Nussknacker-Methode – dabei lösen sich große Teile der Schale von alleine, vor allem wenn die Kastanien schon etwas älter sind.

2. «Kastanientee» aufbrühen

Die zerkleinerten Kastanien gibt man in ein (Schraub-)Glas und übergießt sie mit 200-250 ml kochendem Wasser. Je feiner der Schrot ist, desto schneller bildet sich die Lauge. Mindestens eine halbe Stunde (bei sehr feinem Schrot) bzw. zwei Stunden (bei groben Stückchen) sollte das Ganze ziehen, am besten aber über Nacht.

Eine Markierung am Glas zeigt die benötigte Wassermenge an und erspart neuerliches Abmessen.

3. Kastanien-Waschmittel mit Duft nach Wahl

Das fertige Waschmittel kann um ein paar Tropfen ätherisches Öl (wie Lavendel oder Orange) ergänzt werden und hält sich im Kühlschrank bis zu einer Woche. Benutzt wird es wie konventionelles Flüssigwaschmittel – durch ein Sieb gießt man die Lauge ins Waschmittel-Fach. Die übrig gebliebenen Kastanien-Reste können anschließend entweder noch ein zweites Mal aufgegossen oder kompostiert werden.

Der Zeitfaktor

Das ist vermutlich der einzige „Nachteil“ des Kastanien-Waschmittels: Man muss seinen Waschgang etwas mehr planen und kann nicht spontan loslegen. Nach einem Jahr Kastanien-Wäsche kann ich (sonst von tendenziell fauler Natur) sagen, dass mich das kein bisschen stört oder beeinträchtigt. Im Gegenteil, ich finde das entschleunigte Herstellen der Lauge richtig entspannend… Und in Zeitnot kam ich noch nie.

Das Kastanien-Waschmittel riecht neutral, kann aber mit ätherischen Ölen variiert werden.

 

Fazit: Kastanien-Waschmittel ist kostenlos, regional, umweltfreundlich, rein pflanzlich und obendrein sehr effektiv. Wenn man die Reste kompostiert, entsteht nicht einmal Abfall. Ich finde, die Wäsche wird sogar sauberer und weicher als mit herkömmlichen Mitteln. Weichspüler ist bei diesem Waschmittel also komplett überflüssig.

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1 Kommentare
  • Wenn ich gerade vor dem Waschen auf einem Spaziergang bin, sammle ich Efeublätter. Ich nehme jeweils 15 Blätter für einen Waschgang. (Getraue mich aber nur für dunkle Wäsche.) Auch hier ist die Wäsche nachher sehr angenehm anzufühlen. (Blätter in ein Säckli packen)

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