Zeigerpflanzen sagen, was der Garten braucht
Im Sommer kann man den Pflanzen im Garten förmlich beim Wachsen zuschauen. Leider nicht nur den Tomaten und den Zucchini, sondern vor allem auch den sogenannten Unkräutern. Unsere Vorfahren wussten noch das Vorkommen bestimmter Unkräuter auf ihrem Acker nutzbringend zu deuten. Ackerschachtelhalm und Breitwegerich weisen beispielsweise auf einen verdichteten Boden hin. Wo Brennnesseln und Kletten-Labkraut sich wohlfühlten, konnte man einen stickstoffreichen Boden vermuten. Diese Bodenbeurteilungen führen damals wie heute in der Regel zum richtigen Ergebnis. Wie ist das möglich ohne Laboranalyse?
Inhalt
Zeigerpflanzen haben uns was zur Bodenqualität zu erzählen
Die Unkräuter im Garten sind gewissermaßen die natürliche Vegetation des Standortes. Einige dieser Pflänzchen haben eine Besonderheit. Sie sind auf ganz bestimmte Böden spezialisiert und reagieren auf Bodenveränderungen sehr empfindlich. Das heißt, dass sie verschwinden oder verkümmern. Deshalb lassen sich mit diesen Pflanzen klare Aussagen über die Bodenverhältnisse treffen. Aus diesem Grund heißen sie auch Zeigerpflanzen oder Indikatorpflanzen. Sie zeigen uns sozusagen welche Eigenschaften der Boden hat. Wir bekommen von ihnen Hinweise über Bodenstruktur und Bearbeitungsfehler, Wasser- und Humusgehalt, Stickstoff- und Kalkzustand. Richtig gedeutet können uns Zeigerpflanzen bei der Gartenarbeit unterstützen. Sie zeigen zum Beispiel, ob es einen Düngebedarf gibt oder ob man sich mit der Düngung lieber zurückhält. Diese Pflanzen geben Hinweise, ob der Boden Kalk benötigt. So mögen Hundskamille, Kleiner Sauerampfer und Moose gerne saure Böden und geben uns den Hinweis, dass hier Kalk fehlt.
Als Zeigerpflanzen kann man die Unkräuter jedoch nur zu Rate ziehen, wenn sich Pflanzen einer Art auffallend zahlreich auf den Beeten ausbreiten. Eine einzelne Vogelmiere im Garten gibt uns also nicht die Sicherheit, dass wir wirklich einen guten humushaltigen Boden vor uns haben.
Wenn Sie in ihrem Garten aber große Mengen an Kriechendem Hahnenfuß oder Acker-Schachtelhalm vorfinden, ist klar, dass Sie eine verdichtete Erde vor sich haben, die zur Staunässe neigt. Solche Böden sind für den Gemüse- und Kräuteranbauanbau kaum zu gebrauchen. Hier müssen Sie dringend für Lockerung sorgen und eventuell Sand einarbeiten. Wenn viel Giersch und Gundermann wächst, dann ist es an dieser Stelle für alle sonnenliebenden Kräuter und Gemüse eher zu schattig.
Taucht Franzosenkraut, Weißer Gänsefuß oder Hirtentäschel in großer Menge auf, dann haben Sie einen stickstoffreichen Boden vor sich, der vorerst keine weitere Düngung benötigt. Denn zu viel Stickstoff erhöht die Anfälligkeit für Schädlinge.
Die Liste der Zeigerpflanzen ist lang, eine Auswahl finden Sie in der untenstehenden Tabelle.
Unkräuter zum Kochen und Heilen
Sie können sich also durchaus über die „lästigen Unkräuter“ freuen, denn sie geben wertvolle Hinweise über den Zustand des Gartenbodens und weisen eventuell auf Kulturfehler hin.
Hinzu kommt, dass die meisten Zeigerpflanzen in unseren Gärten entweder essbar oder als Tee trinkbar sind. Viele davon zählen zu den schmackhaften Wildkräutern, aus denen sich leckere Gerichte zubereiten lassen und ebenso viele gehören zu den hilfreichen Heilpflanzen, mit denen Sie ihre Hausapotheke bereichern können. Genügend Gründe also, um das abwertende Wort „Unkraut“ aus dem Vokabular zu streichen.
Essbare Garten-Wildkräuter
Der Giersch (Aegopodium podagraria) ist ein hartnäckiges Garten-Wildkraut, das sich an gut gedüngten, eher schattigen Plätzen wohlfühlt und sich teppichartig ausbreitet. Die jungen hellgrünen Frühlingsblätter sind ein vorzügliches Wildgemüse, das sich als Salat, Spinat oder Suppe zubereiten lässt. Von März bis April können die feinwürzigen Blätter geerntet werden. Sie sind besonders reich an Eiweiß sowie an Vitamin C und Provitamin A.
Die Vogelmiere (Stellaria media) zeigt in Gärten humusreiche, lockere Böden an. Das zarte Pflänzchen wächst in dichten Rasen. Blätter, Blüten und Stängel können ganzjährig geerntet werden. Sie schmecken sehr mild und erinnern an Maiskölbchen. Vogelmiere kann zu Gemüse, Suppen oder zu Salaten verarbeitet werden. Die Vogelmiere ist sehr eisenhaltig.
Das Franzosenkraut (Galinsoga parvinflora) wurde aus Peru eingeschleppt und hat sich in unseren Gärten eingebürgert. Es zeigt einen guten, humusreichen Gartenboden an. Aus den aromatischen Blättern und Blüten kann man Suppen, Gemüse und Salate zubereiten. Die Pflanze ist außergewöhnlich calcium- und eisenhaltig. Sie enthält fast viermal so viel Eisen wie Spinat.
Der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album) zeigt gut gedüngte Gärten an. Er enthält außergewöhnlich viele Mineralien und Vitamin C. Am besten schmecken die jungen Blätter vor der Blüte. Sie eignen sich vorzüglich als Ersatz für Blattspinat, mit dem der Gänsefuß auch verwandt ist.
Wie Sie die Zeigerpflanzen-Tabelle nutzen können
Machen Sie in Ihrem Garten eine Bestandsaufnahme der Unkräuter. Welche davon tauchen in großer Zahl auf? Diese bestimmen Sie mit einem guten Bestimmbuch oder mithilfe des Internets. Füttern Sie dafür beispielsweise eine Suchmaschine mit den Schlagworten „Unkräuter bestimmen“. Nun prüfen Sie, ob die Unkräuter in der Zeigerpflanzen-Tabelle gelistet sind und können so die entsprechenden Rückschlüsse auf die Bodenverhältnisse in Ihrem Garten ziehen.
Beispiele auf einen Blick in der Zeigerpflanzen-Tabelle
Bodenzustand | Charakteristische Zeigerpflanzen |
schwerer, verdichteter zu Staunässe neigender Boden
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lockerer, humusreicher Boden |
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stickstoffreicher Boden
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nährstoffarmer Boden |
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alkalischer Boden (kalkhaltig) |
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saurer Boden (kalkarm) |
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nasser Boden |
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trockener Boden |
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schattiger Boden |
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